Monika Baumgartner spielt beim ZDF-Bergdoktor jene Mama Gruber, die den ganzen Laden zusammenhält, kräftig mitanpackt auf dem Hof und auch mal auf dem Traktor sitzt.
Da sitzen sie also, die beiden Frauen, oder besser gesagt: die beiden starken Frauen, auf der Holzbank vor dem Gruberhof am Wilden Kaiser im österreichischen Tirol. Lisbeth Gruber und Monika Baumgartner: die eine Mutter des berühmten ZDF-Bergdoktors Dr. Martin Gruber, die andere bayerische Schauspielerin, Buchautorin, Geschäftsfrau, engagierte Unterstützerin für soziale und gesellschaftliche Projekte. Eine Frau mit dem Hang, zuzupacken.
Sie haben sich viel zu erzählen, die beiden, und stellen sicherlich am Ende der intensiven Unterhaltung fest, dass sie gar nicht so unterschiedlich ticken – bei vielem. Oder sind die beiden Frauen doch „nur“ eine Person?
Nein, ein und dieselbe Frau sind sie nicht, die Gruberin und Monika Baumgartner. Das jedenfalls betont die Zweitgenannte im Gespräch mit unserem Magazin. Denn natürlich sei sie in erster Linie Schauspielerin, und als solche schlüpfe sie in Rollen. Eben auch in jene der Lisbeth Gruber. Die Idee, beide Frauen miteinander plaudern zu lassen, entstand für ihre Autobiografie „Alles eine Frage der Einstellung“ (Knaur HC, 320 Seiten).
Ihr 70-jähriges Leben verlief alles andere als nach Schema F. Aufgewachsen mit vier Geschwistern auf knapp über 40 Quadratmetern, die wilden 60er-Jahre in der Großstadt München erlebt, und mit fünf Jahren spielt die kleine Monika nicht etwa mit Puppen oder einem Kaufladen, sondern baut ein Bügeleisen auseinander. „Ich wollte wissen, woher die Wärme kommt“, entgegnet Monika Baumgartner, muss ein bisschen schmunzeln, und legt dann mit jenen Infos nach, dass sie einen großen IKEA-Schrank in eineinhalb Stunden fix und fertig aufbauen kann, mehrere Werkstätten mit ihrem Ex-Mann betrieb, einen LKW-Führerschein besitzt, Traktor fährt oder seit 25 Jahren zusammen mit ihrer Schwester einen Raumausstattungs-Laden besitzt, in dem sie natürlich selbst zupackt.
Nein, sorry, das Leben einer Frau nach Schema sieht vermutlich etwas anders aus. Monika Baumgartner ist knapp über 70, also in einem Alter, in dem andere die Pension genießen. Sie sei offiziell sehr wohl eine Rentnerin, aber vielmehr eine Wurschtlerin, bekennt sie, eine, die immer irgendetwas tun müsse.
Aber der Reihe nach: Nach den Engagements an den Theaterhäusern in Mannheim und Hamburg (Thalia), kehrte sie zurück in die Heimat: Bayern. Die ersten Schritte vor der Kamera unternahm sie 1978, im Film „Der Millionenbauer“, danach unter anderem in der „Rumplhanni“. Im Jahr 2008 dann das Engagement beim ZDF-Bergdoktor. Mit der Kulisse am Gruberhof, dort wo sie heute noch auf der Bank neben dem Eingang sitzt und das Gespräch mit Lisbeth Gruber führt für ihr Buch „Alles eine Frage der Einstellung“. 14 Jahre sind seither vergangenen, eine halbe Ewigkeit.
Sie sind inzwischen bei der 16. Staffel dieser Serie angelangt, und seit langer Zeit schon sind die Folgen rund um die turbulente Gruber-Familie am Fuße des Wilden Kaiser der Renner schlechthin. Einschaltquoten in Rekordhöhe garantiert.
Gröbenzell, ein kleiner Ort im Landkreis Fürstenfeldbruck, Ende Februar 2022: Monika Baumgartner schlüpft in die Rolle als Arzthelferin. Allerdings steht sie hier fünf Stunden lang einer richtigen Medizinerin zur Seite, also einer, die diesen Beruf erlernt hat. Eine Fernsehkamera ist auch nicht zu sehen. Die gebürtige Münchnerin ist an diesem Tag im Corona-Testzentrum, und wieder einmal ist sie für eine soziale Sache am Start. „Weil mir das wichtig ist“, sagt sie. Es geht um das Thema Stammzellenspenden.
Sind die Menschen fertig mit dem Corona-Test, spricht Monika Baumgartner sie an und bittet um einen zweiten Wangenabstrich. Jene, die mitmachen bei dieser Knochenmarkspenden-Aktion, gehen aus dem Testzentrum mit einem entsprechenden Ausweis aus dem Zentrum an der Olchinger Straße und sind ab sofort Stammzellenspender.
„Vielleicht“, sagt die Schauspielerin, „können sie eines Tages einem Leukämiepatienten das Leben retten.“ Dafür lohne es sich allemal, einen Beitrag zu leisten, und an diesem Tag in ihrem Heimatort ein bisschen die Werbetrommel zu rühren für eine gute Sache. Selbst wenn ihre Zeit angesichts der zahlreichen Engagements und Drehtermine begrenzt ist und auch ihr Tag „nur“ 24 Stunden hat.
Viel Zeit genommen hat sich Monika Baumgartner auch für ihre Mutter. Jahrelang hat sie die Mama betreut und Anfang dieses Jahr intensiv beim Sterben begleitet. „Meinen Eltern“, sagt sie, „habe ich sehr viel zu verdanken. Sie haben mich immer wahnsinnig unterstützt.“ Eine Selbstverständlichkeit für sie, dass sie entsprechend viel zurückgibt.
Womit wir wieder auf der Bank vor dem Gruber-Hof und bei Lisbeth wären. Auch ihr ist die Familie eine Herzensangelegenheit, und in Lisbeths Gesicht spiegelte sich bei der vergangenen Staffel dieser beliebten ZDF-Serie tonnenschwerer Herzschmerz wider, nachdem Anne die Koffer packte und ihren Sohn, den Bergdoktor, weinend zurückließ.
Ob sie letztlich doch „nur“ eine Person sind, die Lisbeth Gruber und die Monika Baumgartner?
Freddy Schissler